Das Bundeskabinett hat heute den Fünften Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung (5. ARB) "Lebenslagen in Deutschland" beschlossen. Der Bericht analysiert Lebenslagen in Deutschland wie die Erwerbstätigkeit, die Einkommens- und Bildungssituation, die Gesundheit und das Wohnen für Menschen unterschiedlicher Lebensphasen. Die soziale Lage in Deutschland wird dafür auf Basis vorliegender Statistiken und eigens in Auftrag gegebener Forschungsvorhaben ausführlich beschrieben. Der 5. ARB richtet stärker als die Vorgängerberichte den Blick auf die gesamtwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhänge von Armut, Reichtum und Ungleichheit. Dazu gehört ganz besonders die Entwicklung der Erwerbseinkommen, die für die große Mehrheit der Menschen die wichtigste Einkommensquelle darstellen.
Empfohlen sei neben dem Gesamtbericht auch die wirklich gut gemachte Webseite mit zahlreichen Indikatoren und interessanten Disaggregierungen. Dort lässt sich bspw. nachlesen, wie sich die Einkommensungleichheit in Deutschland gemessen am Gini-Koeffizienten oder der Palma-Ratio entwickelt. Es wird aber auch belegt, dass sich Einkommenunsungleichgewichte in anderen Bereichen widerspiegeln. So sind z.B. Menschen mit geringerem Einkommen deutlich stärker durch Lärm oder Luftverschmutzung beeinträchtigt und nehmen weniger am gesellschaftlichen Leben teil (so geben mehr als 20 Prozent der Bevölkerung an, seltener als ein mal pro Monat Kontakt zu Freunden, Verwandten oder Nachbarn zu haben).
Leider sind nicht alle Erkentnisse, die ursprünglich im Bericht Erwähnung gefunden hatten, ubeschadet durch die Ressortabstimmung gekommen, worauf auch der renommierte Armutsforscher Christoph Butterwegge hinweist. So sind Passagen, die die Bevorzugung der Einstellungen reicherer Personengruppen belegen, gestrichen worden – was der Prominenz der entsprechenden Forschung allerdings keinen Abbruch tun dürfte. Nachzulesen sind die Ergebniss der Arbeit von Lea Elsässer, Svenja Hense und Armin Schäfer hier.
Kein Wunder also, dass im Armuts- und Reichtumsbericht ein starkes Ungleichgewicht begzüglich der Wahlbeteiligung nach Einkommen festzustellen ist. Menschen mit geringerem Einkommen gehen immer seltener Wählen.
Zuletzt bleibt festzuhalten, dass die Bundesregierung noch viel zu tun haben wird, um das in den SDGs gegebene Versprechen zu erfüllen, den Anteil der Armen Menschen in Deutschland zu halbieren - egal ob gemessen an der Armutsrisikoquote oder der sog. materiellen Deprivation. Egal wie man misst, es zeigt sich, das bestimmte Bevölkerungsgruppen stärker von Armut bedroht sind, als andere.