Armutszeugnis. Die Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen.

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Halbzeitbilanz – Defizite – Perspektiven

Die Regierungen sind bei der Verwirklichung der MDGs nicht im Zeitplan. Zwar gibt es auf globaler Ebene durchaus positive Trends, etwa bei der Reduzierung der Zahl von Menschen, die in extremer Armut leben, oder bei der Steigerung des weltweiten Anteils der Menschen, die Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. In vielen Fällen wurden Fortschritte allerdings erst dadurch möglich, dass die Regierungen frühere, ambitioniertere Ziele abgeschwächt und die Umsetzungsfristen verlängert haben. Insgesamt reicht das gegenwärtige Tempo der Fortschritte bei weitem nicht aus, um die Millenniumsziele in allen Ländern bis zum Jahr 2015 zu verwirklichen. Eine Reihe von Ländern, insbesondere in Subsahara Afrika, entfernt sich sogar von den Zielvorgaben. Armut, Hunger und Kindersterblichkeit nehmen dort eher zu als ab. Dramatische Defizite gibt es in nahezu allen Ländern bei der Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit. In Folge des beschleunigten Klimawandels wird sich der Verlust an Wäldern und biologischer Vielfalt in den kommenden Jahren verschärfen, wenn die Regierungen nicht entschieden gegensteuern.

Die Halbzeitbilanz der MDGs ist ein doppeltes Armutszeugnis für die Regierungen: Ein Armutszeugnis für die Regierungen der reichen Länder, die bislang weder zu substantiellen Zugeständnissen in der internationalen Handelspolitik und bei der dauerhaften Lösung der Schuldenprobleme des Südens bereit waren, noch die notwendigen finanziellen Ressourcen zur Armutsbekämpfung bereitgestellt haben. Und ein Armutszeugnis für viele Regierungen des Südens, die allzu oft ihre Politik nicht auf die Bekämpfung der Armut, die Überwindung sozialer Disparitäten und die Mobilisierung heimischer Ressourcen ausgerichtet haben.

Autor: Jens Martens
Herausgegeben von Brot für die Welt, Misereor und GPF
Bonn, September 2007
ISBN: 3-924493-79-0