Vom 4. bis 6. November 2025 veranstalten die Vereinten Nationen in Doha, Katar den zweiten Weltgipfel für soziale Entwicklung (World Summit for Social Development, WSSD2). Der erste Gipfel zu diesem Thema fand 30 Jahre zuvor in Kopenhagen statt. Die Initiative für eine Neuauflage des Weltsozialgipfels ging vom UN-Generalsekretär António Guterres aus. Er hatte sich bereits 2021 in seinem Report „Our Common Agenda“ für einen solchen Gipfel ausgesprochen. Er griff damals eine Initiative des Club de Madrid auf. Dieser Zusammenschluss ehemaliger Staats- und Regierungschef*innen hatte darauf hingewiesen, dass die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie die weltweite Dynamik von Ungleichheit und Ausgrenzung verschärft und die soziale Kluft vergrößert hätten. Fortschritte bei der Verwirklichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) seien durch die Pandemie massiv verzögert worden. Notwendig sei daher ein verstärktes Engagement für die sozialen Ziele der Agenda 2030, etwa in Form eines neuen Gesellschaftsvertrages (new social contract). Ein neuer Weltsozialgipfel sollte diesem Zweck dienen.
Die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen machten sich diese Forderung zu eigen und beschlossen, im Jahr 2025 einen solchen Gipfel durchzuführen. Sein generelles Ziel soll es sein
“to address the gaps and recommit to the Copenhagen Declaration on Social Development and the
Programme of Action and its implementation and give momentum towards the implementation of the
2030 Agenda” (GA-Resolution 78/261 vom 26. Februar 2024).
Dieses Briefing Paper informiert über die Hintergründe, die politischen Rahmenbedingungen, die Erwartungen und den Vorbereitungsprozess des zweiten Weltsozialgipfels. Wie schon 1995 steht auch dieser Gipfel unter schwierigen politischen Vorzeichen. Der erste Weltsozialgipfel war damals die „sozialdemokratische“ Antwort auf die neoliberale Politik der Reagan/Thatcher-Ära und den von IWF und Weltbank propagierten Washingtoner Konsens. Im Jahr 2025 sind marktradikale und reaktionäre Politikrezepte wieder auf dem Vormarsch. Soziale Rechte und die Ziele soziale Gerechtigkeit stehen vielerorts unter Beschuss. Aber gerade deswegen bietet der zweite Weltsozialgipfel die Chance, die soziale Frage wieder höher auf der weltpolitischen Agenda zu verankern. Der Gipfel kann dazu dienen, progressive zivilgesellschaftliche Akteure, Gewerkschaften, Wissenschaftler*innen und politische Kräfte zusammenzubringen, um sich gemeinsam für eine Stärkung der sozialen Dimension nachhaltiger Entwicklung einzusetzen.