
Die globalen Rohstoffmärkte erlebten in den vergangenen Jahren einen nie dagewesenen Boom. Der Preis für Erdöl durchbrach am 19. Februar 2008 die Schwelle von 100 US-Dollar pro Barrel. Gold wurde an den Börsen am 13. März 2008 erstmals für über 1.000 US-Dollar je Feinunze gehandelt. Der Preis war damit binnen eines Jahres um 55 Prozent gestiegen. Für Kupfer muss man auf dem Weltmarkt heute fast sechsmal soviel bezahlen wie noch vor sechs Jahren. 2002 lag der Preis bei 1.540 US-Dollar pro Tonne, am 5. März 2008 erreichte er das vorläufige Rekordniveau von 8.700 US-Dollar. Seit dem sind die Weltmarktpreise für zahlreiche Rohstoffe rückläufig, liegen aber noch immer erheblich über dem Niveau der vergangenen Jahre.
Der Boom birgt für die rohstoffexportierenden Länder des Südens große Chancen. Sie können dadurch zusätzliche Staatseinnahmen generieren, die zur Finanzierung ihrer nationalen Entwicklungsstrategien und zur Bekämpfung der Armut dringend benötigt werden. Ob die Bevölkerung in den Rohstoffländern aber tatsächlich vom gegenwärtigen Boom profitiert, hängt von zwei grundsätzlichen Bedingungen ab:
- Die gestiegenen Rohstofferlöse füllen nicht (nur) die Kassen der transnationalen Erdöl-, Erdgas- und Bergbaukonzerne sondern führen (auch) zu realen Mehreinnahmen in den öffentlichen Haushalten der betroffenen Länder.
- Die zusätzlichen Staatseinnahmen werden tatsächlich für Zwecke der Armutsbekämpfung und die Verbesserung der sozialen Grundversorgung der Bevölkerung verwendet und versickern nich in dunklen Kanälen oder landen auf Nummern konten korrupter Führungseliten in Steueroasen.
Um einerseits die Voraussetzungen zu schaffen, dass die Entwicklungsländer einen fairen Anteil an den Rohstoffeinnahmen erhalten, und andererseits Korruption und Unterschlagung zu verhindern, ist die Transparenz der Zahlungsflüsse zwischen Rohstoffkonzernen und Regierungsstellen eine Grund voraussetzung. Diese Einsicht hat zur Gründung der zivilgesellschaftlichen Kampagne Publish What You Pay (PWYP) und der Extractive Industries Transparency Initiative (EITI) von Regierungen, Rohstoffunternehmen und Nichtregierungsorganisationen geführt.
Autorinnen und Autoren: Heidi Feldt, Jens Martens
Redaktion: Martin Petry, Elisabeth Strohscheidt
Herausgegeben von Brot für die Welt, Global Policy Forum Europe und MISEREOR
Aachen/ Bonn/ Stuttgart, September 2008