19.12.2016 | Forum Umwelt und Entwicklung

Gutes Essen, schlechtes Essen - Strukturwandel wohin?

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Rundbrief IV | 2016 vom Forum Umwelt und Entwicklung

Wieder einmal geht ein Jahr ins Land. Das Jahresende ist zugleich ein Moment der Reflexion über die eigene Situation und gegebenenfalls auch über die politische Großwetterlage, wie auch für den Blick nach vorn. Was ist, was war, was könnte sein?

Dieses Heft widmet sich im eigentlichen Sinne den Alternativen – und das zu einem Zeitpunkt der politischen Verunsicherung und Frustration, in dem wir endlich mit dem Alten brechen und uns nicht weiter vertrösten lassen sollten mit: „Es gibt keine Alternative“. Denn eine Alternative gibt es immer! Viel schwieriger ist es doch auszuwählen. Denn es gibt nie nur eine Alternative. Manche sind schon angedacht, andere werden bereits praktiziert, sind aber nicht immer von Erfolg gekrönt. Bei manchen kann man nur hoffen, dass sie noch sogenanntes „Work in Progress“ sind – noch in Arbeit. Und natürlich gibt es auch falsche Alternativen.

Auch für unsere Landwirtschaft und Ernährung müssen wir über ernsthafte Alternativen sprechen. Unser Ernährungssystem ist noch lange nicht nachhaltig – müsste es aber sein. Doch die gute Nachricht ist: Der Umbruch ist schon im vollen Gange, wenn auch mit den eigenen Problemen und Tücken. Immer mehr Menschen wollen mitreden, wie unser Essen hergestellt wird. Sie wollen eine Demokratisierung unserer Gesellschaft und unseres Ernährungssystems.

Wir wollen die immer weiter auseinanderdriftende Schere in unserer Gesellschaft wieder schließen – alle mitnehmen und eben auch alle ernähren. Viele dieser Alternativen werden in diesem Heft diskutiert.

Längst setzen sich Umwelt- und Entwicklungsorganisationen gemeinsam mit Bäuerinnen und Bauern, Verbraucherinnen, Bäckern und anderen handwerklichen LebensmittelverarbeiterInnen dafür ein. Genau dieses breite Bündnis ist die Stärke dieser Bewegung – und sie wird am 21. Januar wieder auf der Straße zeigen: Wir haben es satt!

Eine neue Agrar- und Ernährungspolitik ist überfällig, sie wäre genauso populär wie gute Lebensmittel. Hier ist ein Bruch mit dem Alten längst fällig, nicht nur in der EU-Handelspolitik, die vor lauter Exportfreude die Kleinbäuerinnen und -bauern unter die Räder der Agrarindustrie stößt, sondern auch bei beispielsweise der Siegelvergabe und den Biostandards. Die Politik muss endlich den vielen Ansätzen nachhaltiger und ökologischer Landwirtschaft in regional orientierten Strukturen zum Durchbruch verhelfen. Eine weitere Industrialisierung der Land- und Ernährungswirtschaft ist nicht mehr tragbar und unsere Ausgabe soll Menschen und Konzepte vorstellen, die dies lang erkannt haben und etwas unternehmen!

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Inhalt

SCHWERPUNKT

Strukturwandel ist kein Naturereignis – Verkehrte Rahmenbedingungen prägen den Ernährungssektor

Jürgen Maier

„Buen Vivir“ und Ernährungssouveränität – Der Fall Ecuador

Xavier León Vega

Nehmt uns an die Hand! – Durch gesetzliche Standardsetzung Rechte von VerbraucherInnen stärken

Marijana Todorovic

Private Lebensmittelstandards in globalen Lieferketten – Eine eher skeptische Betrachtung

Rudolf Buntzel

Ökologische Standards: Die ProduzentInnen nicht vergessen! – Ökolandbau braucht lokale statt globale Lösungen

Andreas Hattemer

In Polen etwas Neues – Änderungen im Direktverkauf von landwirtschaftlichen Produkten

Waldemar Fortuna

Handwerk und bäuerliche Landwirtschaft – Hand in Hand für eine selbstbestimmte Wirtschaft

Christine Ax und Anke Kähler

Der Umbau der Tierhaltung ist überfällig – Aus der Bewegung gegen Tierfabriken muss ein Impuls für die Neuausrichtung der Tierhaltung kommen

Jochen Fritz

Ist regional das neue Bio? – Auf der Suche der Verbraucher nach besonderen Qualitäten bekommt regionale Ware einen besonderen Wert.

Christine Weißenberg und Marcus Nürnberger

Fressen oder gefressen werden? – Hintergründe der geplanten Bayer-Monsanto-Übernahme

Christof Potthof

Deutsches Düngerecht vor Gericht – Koalition einigt sich auf Überarbeitung der Düngeverordnung

Christian Rehmer und Katrin Wenz

Das böse V-Wort – Verzicht und Bereicherung auf dem Teller und im Suppentopf
Dr. Ursula Hudson

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AKTUELL

Konkrete Infos vom Winde verweht – Offizieller Launch von ‚SDG Watch Europe‘ in Brüssel blieb weitgehend im Ungefähren

Monika Hoegen

TTIP und TiSA – Handelsabkommen mit Zombie-Status

Jürgen Maier

Trump zum Trotz – Die Welt rückt beim Klimaschutz zusammen

Antje von Broock und Ann-Kathrin Schneider

Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück – Bei der dritten Habitat-Konferenz der UN enttäuschte auch die Zivilgesellschaft

Klaus Teschner

Agrarindustrie und Wasserkrise – Wie wir die Menschenrechte auf Wasser und Nahrung schützen können

Maike Gorsboth und Andrea Müller-Frank

Erneutes Scheitern – Kein Abschluss eines Abkommens über Umweltgüter

Jürgen Knirsch

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THEMEN UND AGs

Die Wallonie – Gallisches Dorf oder „pars pro toto“?

Marie-Kathrin Siemer und Nelly Grotefendt

Realpolitik vs. Ablenkungsmanöver – Warum wir uns mit den SDGs beschäftigen müssen

Marie-Luise Abshagen

UN-Agenda 2030 und Freihandelsabkommen – Was bleibt vom Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung?

Durmus Ünlü

Wälder im Klimawandel – Bericht vom 1. Workshop des neuen Wald-Dialogprojektes in Bonn

László Maráz