29.11.2016 | Friedrich-Ebert-Stiftung

Zunehmende Ungleichheit verringert langfristig Wachstum

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Analyse für Deutschland im Rahmen eines makroökonomischen Strukturmodells

Die Folgen der zunehmenden ökonomischen Ungleichheit auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung werden seit einiger Zeit äußerst kontrovers diskutiert. In der von der Friedrich-Ebert-Stiftung veröffentlichten Studie „Zunehmende Ungleichheit verringert langfristig Wachstum“ stellen die Autorinnen und Autoren Hanne Albig, Marius Clemens, Ferdinand Fichtner, Stefan Gebauer, Simon Junker und Konstantin Kholodilin auf Basis eines makroökonomischen Strukturmodells für Deutschland eindeutig fest, dass die zunehmende Einkommensungleichheit das Wirtschaftswachstum in den zurückliegenden Jahren deutlich geschmälert hat. Zwar erhöhe eine steigende Einkommensungleichheit in der Volkswirtschaft die Produktivität, da durch die größeren Auswirkungen persönlicher Anstrengungen auf die relative individuelle Einkommensposition ein Anreiz zu produktiverem Arbeiten gegeben ist. Langfristig wirke sich die höhere gesellschaftliche Ungleichheit allerdings negativ auf die Produktivität aus, da die Bezieher niedriger Einkommen weniger in Bildung investieren können.

Die Autoren entwickeln ein Modell, welches den Zusammenhang zwischen der Einkommensverteilung und dem Wirtschaftswachstum abbildet. Simuliert werden die Auswirklungen eines graduellen Anstiegs der Einkommensungleichheit um zwei Gini-Punkte über einen Zeitraum von zehn Jahren. Eine Wirkung tritt zeitverzögert auf, so dass nach 25 Jahren das reale BIP deutlich unter seinem Vergleichswert in einem Szenario ohne Anstieg der Ungleichheit liegt. So bestätigt das Modell der Studie die in der Wissenschaft vorherrschende Meinung, dass Ungleichheit einen negativen Effekt auf das Wirtschaftswachstum eines Landes hat.

In Anwendung auf die wirtschaftliche Situation Deutschlands zwischen 1991 und 2015 vermuten die Autoren deshalb, dass die ansteigende Ungleichheit das Wirtschaftswachstum deutlich gemindert haben dürfte und die Konjunktur bei Einkommensgleichheit besser ausgefallen wäre.

Ohne die Realisierung des Nachhaltigkeitsziels (SDG) Nummer 10 kann folglich kein höheres und stabileres Wirtschaftswachstum erzielt werden.