Regierungen im globalen Süden zahlen signifikant höhere Zinssätze für Kredite und Anleihen als Regierungen im globalen Norden. Diese finanzielle Spaltung ist eine entscheidende Ursache für die Wohlstands- und Entwicklungsunterschiede. Der Preis des Geldes bestimmt, in welchem Umfang ein Staat öffentliche Güter zur Verfügung stellen kann. Er bestimmt auch, inwiefern nötige Transformationen, wie zum Beispiel Anpassung an den Klimawandel, aus Eigenmitteln finanziert werden können.
Das Thema hat in den letzten Jahren im entwicklungspolitischen Diskurs gehörig an Prominenz gewonnen und bestimmt auch Diskussionen in zentralen Foren multilateraler Politikgestaltung, zum Beispiel dem Financing for Development (FfD) Prozess der Vereinten Nationen, dem UN-Klimagipfel, der 2025 in Brasilien stattfindet und vor allem dem G20-Prozess, in 2025 unter südafrikanischer Präsidentschaft. Da afrikanische Länder am stärksten von den hohen Zinsaufschlägen betroffen sind, nehmen sie hier auch eine Führungsrolle bei der Suche nach Lösungen ein.
Zahlreiche Politikoptionen und institutionelle Innovationen wurden in den letzten Jahren in den Diskurs eingebracht. Einige sind bereits in der Umsetzung. Darunter hervorzuheben sind eine afrikanische Kreditratingagentur, die akkuratere und aus regionaler Sicht fairere Ratings afrikanischer Finanzprodukte liefern soll. Dazu auch ein afrikanischer Finanzstabilitätsmechanismus, der das Ausfallrisiko von Krediten verringern soll. Großes Potenzial haben auch Reformen der Finanzmarktregulierung, insbesondere der Basler Kriterien. Diese machen durch hohe Eigenkapitalvorschriften Kredite an Länder niedrigen Einkommens teuer, vor allem im Infrastruktursektor. Gemeinsam haben solche Reformen das Potenzial, die Kapitalkosten für Länder des globalen Südens spürbar zu senken. Ihre Umsetzung sollte auf multilateraler Ebene schleunigst vorangetrieben werden. Regionale Initiativen verdienen die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft.
